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Wenn Madrigale schmeicheln
Alte und neue Posaunen lassen Meißner Dom erklingen Von Friedbert Streller Seit 1995 wirken vier der fünf Posaunisten der Dresdner Philharmonie in einem Posaunen-Quartett, das den Namen jener Instrumentenmanufaktur "Antoine Courtois" in Paris trägt, die ihnen die Instrumente lieferte: "Courtois Posaunen-Quartett". Im Rahmen des nunmehr zehn Jahre bestehenden Festivals "Sandstein & Musik" gestalteten die vier Bläser ein Konzert im Meißner Dom mit Posaunen-Musik aus fünf Jahrhunderten, geblasen auf modernen Instrumenten und auf historischen. Damit konnte man unmittelbar erleben, wie unterschiedlich der schmetternd volltönende neuer und der zart intime Klang alter Posaunen wirkt. In beiden Fällen faszinierte die schlanke Tongebung der Philharmoniker, die klare, flexible Gestaltung der Musiker, die Sauberkeit des Zusammenspiels und die technische Perfektion. So wurden die Stücke zum Erlebnis. Zu-erst erklangen zum Teil selbst arrangierte Bearbeitungen vom mehr frisch musizierten denn feierlichen Eingangsmarsch der Königin von Saba aus Händels Oratorium "Salomon" über Tänze von Michael Praetorius, Madrigal-Lieder von Hans Leo Haßler bis zu Bachs bekanntem "Air" und dem Contrapunctus IX aus dessen "Kunst der Fuge". Eine Doppelfuge des Wiener Stephansdom-Organisten und Beethoven-Lehrer Albrechtsberger kam als weniger bekanntes, aber interessantes Werk hinzu. Auf Barockposaunen schmeichelten sich Tänze und Madrigale von Schein bis Giovanni Gabrieli ins Ohr und amüsant unterhielten Stücke des 20. Jahrhunderts aus der Unterhaltungsbranche. Vom Komponisten der "Comedian Harmonists", Fried Walter, erklangen "Piecen" wie vom Amerikaner Frackenpohl oder vom in München wirkenden Holländer Jan Koetsier, der in den letzten Jahren oft zu hören ist. Hier wurde unterhaltsam seine perfekt gemachte und plastische Suite "Max und Moritz" in sieben Streichen vorgestellt. Das brachte nicht nur dem Publikum, sondern auch sichtlich den beteiligten Musikern wahre Freude, wurde zum erheiternden Gaudi.
„Böse Buben" unterm Kreuzgewölbe
Ein Posaunen-Ensemble aus Dresden präsentierte in der Kirche von Kemberg ein hochkarätiges und stimmungsvolles Programm Von Frank Melchier Kemberg/MZ. Stolz und schlank erhebt sich der Stadtturm, zieht den Blick jedes Autofahrers auf den Straßen rings um den Ort wenigstens für Sekunden an. Daß am Mittwochabend auch nur einer der Asphaltpiloten vermutete, in der heiligen Halle unter dem weithin sichtbaren Symbol könne gerade ein hochkarätiges musikalisches Ereignis stattfinden, darf getrost bezweifelt werden. Ein Quartett gestandener Mannsbilder in schwarzem Frack und weinroter Fliege gab es zu bewundern, und das nicht nur wegen der hervorragend abgestimmten Optik. Olaf Krumpfer, Joachim Franke, Dietmar Pester und Frank van Nooy sind Posaunisten der Dresdener Philharmonie. Da sie alle auf Produkten des berühmten Pariser Instrumentenbaumeisters Antoine Courtois blasen, gaben sie ihrem Ensemble seinen Namen und werben so gleichzeitig für zwei edle Künste. Ihr Programm war in jeder Hinsicht exzellent- eine Stunde Musikgenuß vom Feinsten - ohne Längen und dennoch vielseitig. Dazu eine durchdachte Dramaturgie, die den modernen einen Satz barocker Posaunen gegenüberstellt. Wie mühelos sich die Musiker übrigens in Minutenschnelle von einer Mensur auf die andere einstellten, sprach nur noch mehr für ihre Klasse. ,,Diese bewiesen sie in originalen Sätzen wie einigen Bearbeitungen, die den Reichtum an Ausdrucksmöglichkeiten des oft in die Schublade des Poltergeistes unter den Blechbläsern gesteckten Instrumentes aufzeigten. Dabei wies die noch im Eingang intonierte Fanfare Rondeau Jean Joseph Mourets den vorherrschenden Charakter in der Stückfolge: beschwingtes und lockeres Musizieren, hier zunächst in Rondoform. Johann Georg Albrechtsbergers Doppelfuge erlebte eine ebenso beeindruckende Wiedergabe wie die französischen Tänze von Michael Praetorius, in denen die Ausführenden stellenweise in ein fast unglaubliches Pianissimo abtauchten: Nicht ganz so leise, aber mit einer den Streichern sehr schön nachempfundenen Innigkeit, erklang das „Air" aus Johann Sebastian Bachs Orchestersuite. Auch der umfangreichen Liedkomposition alter Meister wurde Rechnung getragen: Das sphärisch schöne „All mein Gedanken" aus dem Locheimer Liederbuch fand mit Henry Purcells „Frühlingsbunter Heide" und Johann Hermann Scheins „Holla, gut G'sell" eine quicklebendige Rahmung. Nicht erst hier offenbarte sich neben dem überlegenen technischen Vermögen der philharmonischen Viererbande ihr ursprüngliches Musikantentum. Da sich dieses stets mit stilistischem Intellekt, vor allem dem einhelligen Empfinden der Musiken verbindet, gerät jedes Stück zur individuellen Delikatesse, manch einzelner Takt zum Sahnehäubchen. Als solche darf man getrost auch die Werke ansehen, mit denen die Musiker den vergleichsweise verhaltenen Klang der Barockposaunen demonstrierten. Der Griff zum originalen Requisit ist in der Aufführungspraxis zur Normalität geworden, doch macht dies allein nicht die angemessene Wiedergabe der bejahrten Weisen aus. Wie kompetent die Dresdner Gäste auch diesbezüglich sind, war bereits bei Scheins Intrade zu hören. Im selben Samtbett ruhte danach Giovanni Palestrinas Madrigal, bevor sich der barocke Programmblock mit Hans Leo Haßlers „Tanzen und Springen" sowie Giovanni Gabrielis Canzona „La Spiritata" in launiger Frische rundete. Was folgte, war eine Showtime im besten Sinne des Wortes. Zunächst verschwanden die Akteure, jetzt wieder mit den neuzeitlichen Posaunen, hinter den Säulen des Kreuzgewölbes, um gleich darauf Charles Gounods „Marsch der Marionetten" in szenischer Burleske zu intonieren. In blindem Verständnis füreinander und das Stück durchschritten sie Raum und Partitur, anhaltendes Augenzwinkern inklusive. Eine Steigerung dieser musikalischen Eulenspiegelei brachte schließlich - der Titel weckt eindeutige Ahnungen -„Max und Moritz", Suite in sieben Streichen von Jan Koetsier. Der in München lebende Komponist hat sich zunehmend auf Werke für Bläserensembles spezialisiert. Wie er hier mit feinsinnigem wie derbem Humor die wohlbekannte Geschichte von den bösen Buben illustriert, hätte es der optischen Unterstützung durch die Repros Busch'scher Originalzeichnungen eigentlich nicht bedurft: Ein dissonantes Glissando sägt an der Brücke, unter grellem Staccato explodiert die Tabakspfeife, atemberaubende Tripelzungen machen die quälende Maikäferschar lebendig. All dies zelebrierten die Blechbläser in virtuoser Manier, was ihnen nicht nur von den Kleinen im Publikum einen begeisterten Applaus bescherte. Nach einer Carmen-Zugabe durfte dann noch mitgesungen werden: „Kein schöner Land“ auf Bolerorhythmus- einzigartig!
Machtvoll wie humoriger Posaunenschall
„Musik in Mißlareuth" „Courtois-Posaunenquartett Dresden" gastierte - Vielfältiges Repertoire begeistert Publikum - Ovationen zum Dank von Axel Röhrborn MISSLAREUTH. Was die vielen Konzertfreunde am Montagnachmittag in der Kirche von Mißlareuth erlebten, konnte sich hören und sehen lassen. Kammermusik in dem kleinen Ort an der früheren Grenze erfreut sich schon lange großer Beliebtheit und so zählt diese Gemeinde zu einem der großen Magneten in der vogtländischen Kulturlandschaft. Nicht zuletzt spielen dabei die Programme mit Ensembles und Solisten eine große Rolle, die durch das Pfarrerehepaar Schubert fachmännisch zusammengestellt und ausgesucht werden. Diesmal gastierte das „Courtois Posaunenquartett" aus Dresden mit einem Streifzug durch die vier Jahreszeiten. Die jungen Musiker, allesamt Solisten der Dresdener Philharmonie, spielten auf modernen und historischen Instrumenten. Die modernen Posaunen stammen aus der Werkstatt. des Pariser Instrumentenbauers Antoine Courtois, daher der Name des Ensembles. Locker und mit Informationen zur Posaune führten die Musiker durch das Konzert. Der Klangwechsel von modernen und historischen Instrumenten wurde nicht nur für eingefleischte Musikfreunde zum Erlebnis. Das Ensemble bestehend aus Olaf Krumpfer, Joachim Franke, Dietmar Pester und Frank van Nooy, stellte neben Originalliteratur für diese Besetzung eigene Bearbeitungen vor. Sie eröffneten mit einem Werk von Jean-Joseph Mouret, Fanfare-Rondeau. Faszinierend wie deutlich und sauber musiziert die Terrassendynamik vorgestellt wurde. Mit fünf französischen Tänzen aus der Feder von Michael Prätorius setzten sie fort. Dabei konnten die Posaunisten durch die unterschiedlichen Charaktere der Tänze ihr Können dem Publikum vollkommen unter Beweis stellen. Eine Bearbeitung des „Air“ aus der Orchestersuite D-Dur, BWV 1068, von Johann Sebastian Bach schloß sich an. Durch die klar erkennbare Stimmführung in der Doppelfuge von Johann Albrechtsberger gelang dem Ensemble mit Sicherheit einer der Höhepunkte im Konzert. Daß die Dresdener Posaunisten sich nicht nur als ausgezeichnete Musiker verstehen, sondern auch schauspielerische Begabungen haben, bewiesen sie im zweiten, einem nicht ganz ernsthaften Teil. Spaß und Freude zeigte das Posaunenquartett schon mit den Einzug in die Kirche, den sie mit dem Marsch der Marionetten von Charles Gounod untermalten. Zu einem weiteren Glanzpunkt des Nachmittags gestaltete das Ensemble die sieben Streiche, die Jan Koetsier musikalisch nach Wilhelm Buschs „Max und Moritz" erarbeitete. Damit erheiterten die vier Posaunisten nicht nur Kinderherzen. Leicht muß dabei die Musik klingen und wurde doch mit hohem Schwierigkeitsgrad versehen- gerade durch die gelungene Interpretation bewies das Quartett höchste Professionalität und Können. Das Publikum dankte mit einem wahren Sturm an Ovationen, der die Musiker zu mehreren Zugaben unter anderem einen Bolero über „Kein schöner Land" bewegte. Ein großartiges Erlebnis!
Von Kirchenmusik bis zu Max und Moritz
Posaunenquartett begeistert das Publikum im Schloß Reinhardtsgrimma Von Siegfried Reichel Das zweite Reinhardtsgrimmaer Schloßkonzert dieses Jahres am vergangenen Sonntag gestaltete das Courtois-Posaunenquartett der Dresdner Philharmonie. Der künstlerische Leiter der Schloßkonzerte, Dozent Heinz Weber, führte durch das Programm. Wie er andeutete, ist es Anliegen, den Zuhörern Besonderheiten zu bieten. Diesmal waren es Werke aus über 350 Jahren europäischen und amerikanischen Musikschaffens. Eine Besonderheit war schon das erste Stück, ein Fanfare-Rondeau von Jean-Joseph Mouret, das im Vorsaal des Festsaales interpretiert wurde. Danach erklangen fünf französische Tänze von Michael Praetorius. Das Posaunenquartett spielte zwei Stücke von Johann Sebastian Bach, der in Fachkreisen als "Mittelpunkt und Gipfel der abendländischen Musik" gilt. Er war von 1723 bis 1750 Thomaskantor in Leipzig und beherrschte alle musikalischen Möglichkeiten seiner Zeit, mit Ausnahme der Oper, die ihm fremd blieb. Es erklang das bekannte Air' aus der Orchestersuite D-Dur, ein sehr melodiöses Stück mit einem beeindruckenden Schlußakkord, anschließend Contrapunktus IX aus "Kunst der Fuge'. Es ist eines der letzten Werke Bachs und stellt an die Musiker hohe Anforderungen. Vom bedeutendsten englischen Komponisten der Barockzeit, Henry Purcell (1659 bis 1695) hörten die Gäste ein liedhaftes Stück mit dem Titel „Auf dieser frühlingshaften Heid . . ." und im gleichen Charakter aus dem Lochheimer Liederbuch „All meine Gedanken, die ich hab...“. Das Lochheimer Liederbuch ist eine umfangreiche Sammlung, die schon Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden ist. Der deutsche Organist Johann Hermann Schein (1586 bis 1630) brachte ebenfalls Liederbücher heraus. Schein ist bei Annaberg geboren, war kurze Zeit Thomaskantor und studierte nebenher Rechtswissenschaft in Dresden. Es erklang „Holla, gut G'sell". Vom gleichen Komponisten spielten die vier Posaunisten - jetzt aber auf Barockposaunen - eine Intrade, ein instrumentales Einleitungsstück. Der nächste Komponist war Hans Leo Haßler, ein Nürnberger. Er war der erste deutsche Meister, der Italien besuchte. Deswegen auch eine Verschmelzung in der Vokalmusik zwischen deutschem und italienischem Stil Es erklang von ihm „Tanzen und Springen“. Von Georg Philipp Telemann kam eine Sonata zum Vortrag. Das letzte Stück vor der Pause war die Canzona "La Spiritata" vom Italiener Giovanni Gabrieli (1557 bis 1612). Im zweiten Teil wechselten die Künstler wieder ihre Instrumente und spielten jetzt mit den üblichen französischen Posaunen. Es erklang einleitend der „Marsch der Marionetten" von Charles Gounod. Die folgenden beiden Stücke sind vom Baßposaunist Frank van Nooy arrangiert worden. Das Posaunenquartett spielte Melodien des Amerikaners George Gershwin (1898 bis 1937). Von Andrew Lloyd Webber erklang "Music of the Night" aus dem "Phantom der Oper". Danach kam noch einmal ein französischer Komponist zu Ehren, Camille Saint-Saens. Aus dem „Karneval der Tiere" war „Der Elefant" zu hören, hervorragend gespielt vom Posaunenquartett. Zweifellos einer der Höhepunkte dieses Konzertes war die Suite in sieben Streichen "Max und Moritz" von Jan Koetsier, einem Niederländer, geboren 1911 in Amsterdam. Es war sehr beeindruckend, mit welchem Geschick der Komponist die Szenen dieser Streiche in Musik umgesetzt hat. Sei es, als die Hühner vor ihrem Tod noch ein Ei legten, das Ansägen des Steges oder das krabbeln der Maikäfer. Und genauso beeindruckend war, wie die Musiker diese Szene interpretierten, teilweise con sordini, also mit einem eingesetzten Dämpfer in den Schalltrichter. Die vier sympathischen Philharmoniker Olaf Krumpfer, Joachim Franke (Alt/Tenorposaune), Dietmar Pester (Tenorposaune) und Frank van Nooy (Baßposaune) wurden von den 135 Zuhörern stürmisch gefeiert. Sie spielten daraufhin noch einen ungarischen Tanz von Johannes Brahms und das Volkslied „Kein schöner Land“. Es war ein wunderbarer Konzertnachmittag, zu diesem auch der künstlerische Leiter der Schloßkonzerte, Herr Dozent Heinz Weber, wesentlich beigetragen hat. Seine verbindenden Worte waren prägnant und zeugten von einem umfangreichen Wissen auf dem Gebiet der Musik. © by Courtois Posaunenquartett Dresden 2024 |